Ich wurde gebeten, mal wieder etwas richtig handfestes zu
schreiben. Ich weiß zwar nicht, wie ein Text handfest sein kann, aber versuchen
kann ich es ja mal.
Also: Was ist denn in der letzten Zeit so alles passiert? Mhhh… gar nicht so einfach, ich weiß wirklich nicht, wo ich anfangen soll.
Das erste, was mir so direkt einfällt, ist, dass Leonie – auch Au Pair aus Deutschland – quasi direkt neben mir wohnt. Mit ihr verstehe ich mich richtig gut, und das ist einfach ziemlich toll, denn so können wir auch spontan hier etwas in unserer Stadt unternehmen. Wir waren zum Beispiel schon gemeinsam in der Bibliothek, oder in einem wirklich süßen Cafe ein Stück Kuchen essen. Mit ihr macht das entdecken der Stadt noch so viel mehr Spaß, denn über abgezäunte Kuhweiden laufen und Trampelpfade erkunden macht uns beiden nichts aus.
Eigentlich wollten wir beide auch einen Stepptanzkurs an unserem kleinen College belegen, aber leider mussten wir feststellen, dass dieser gestrichen wurde, da sich zu wenig Teilnehmer gemeldet hatten. Ein wenig enttäuscht liefen wir durch die Stadt zurück, als unser Blick auf das örtliche Theater fiel. Dieses Amateurtheater spielt etwa jeden zweiten Monat ein Stück für eine Woche, und zu unserem Glück lief gerade „I have been there before“ von J B Priestley. Ganz spontan entschieden wir uns also für einen Besuch in diesem, doch ziemlich englischen Theater, was im Nachhinein auch wirklich die richtige Entscheidung gewesen ist. Wir wurden freundlich begrüßt und natürlich sofort wieder gefragt, von wo wir denn her kämen (den deutschen Akzent müssen wir unbedingt noch ablegen). Als die Platzzuweiser festgestellt hatten, dass Deutschland unsere Heimat ist, mussten sie uns sofort mitteilen, dass eine der Hauptpersonen des Stückes – Dr. Görtler – ein Arzt aus Deutschland sei. Es war wirklich sehr amüsant zu sehen, wie Engländer versuchen mit deutschem Akzent zu sprechen, aber das können wir tatsächlich doch ein bisschen besser.
Ansonsten bin ich diese Woche das erste Mal ein wenig länger Auto gefahren, als bis nur zum Klavierunterricht. Ich weiß nicht, aber irgendwie ist das schon eine sehr hohe Kunst.
Ich sollte meine Kleine zur Bandprobe der Großen bringen, da dort der Vater auf sie wartete. Den Weg wusste ich nicht, meine Gasteltern hatten mir nur eine Karte ausgedruckt. Das kleine Problem war aber, dass man beim Autofahren zur Hauptverkehrszeit auf dreispurigen Straßen und linker Seite mit einem kleinen, quatschenden Beifahrer nicht sonderlich gut Karten lesen kann. Das Ergebnis war also, dass ich falsch abgebogen bi n (eigentlich ja nicht weiter schlimm), aber als Clara das feststellte, ist sie so stark in Tränen ausgebrochen, dass englischer Regen im Vergleich nur ein kurzer Schauer ist. Meine Güte. Aber mit Goolge-Maps haben wir schlussendlich doch noch den richtigen Weg gefunden, und für diese Woche kenne ich dann hoffentlich auch die richtige Richtung.
Ansonsten habe ich mittlerweile herausgefunden, wie ich den Kindern am Besten ein wenig Deutsch beibringe- das wollen nämlich die Eltern. Jeden Donnerstag (das ist der einzige freie Nachmittag der Kinder) gibt es für jeden eine halbe Stunde Fremdsprachenunterricht- ihr wisst gar nicht, wie schwer das ist. Momentan lernen wir nur Vokabeln, denn Strukturen und Grammatik kindgerecht zu erklären, kann ich leider nicht. Ich wüsste auch gar nicht, wo ich da anfangen soll. Aber immerhin können beide schon bis hundert zählen. Am Donnerstag ist außerdem immer Babysittingnight, das heißt, dass ich die Kinder ins Bett bringen darf. Das ist einzige Tag in der Woche, wo ich sie fünf Stunden hintereinander beschäftigen muss- das ist wirklich anstrengend, obwohl sie auch eigene Spielideen haben. Beide lesen sehr gerne und viel, aber natürlich auch nicht den ganzen Nachmittag. So waren wir dann noch auf dem Spielplatz, in der Bibliothek (übrigens mein Lieblingsplatz zum Lernen und Hausaufgaben machen) und haben angefangen Stofftaschen zu bemalen, was ihnen auch wirklich Spaß gemacht hat. Nur ich war danach ein bisschen angeschlagen, weil mir bewusst war, wie viel dieses ganze Stoffmalzeug gekostet hat, und wie schnell sie mit ihrer Kreativität doch am Ende waren- aber gut, das sollte ich wohl einfach akzeptieren.
Vom Wochenende brauche ich nicht viel zu berichten, denn obwohl ja dieser handfeste Text hier erwünscht war, gibt es doch auch ein kleines Video.
Am Sonntag war ich dann das erste Mal in der Kirche hier in Marple. Es war wirklich ein richtig gutes Gefühl wieder in den Gottesdienst gehen zu können, das hat mir echt gefehlt. Ich glaube, dass es eine eher freikirchlich angehauchte Gemeinde ist, denn daran hat mich der Gottesdienst zumindest erinnert. Die Menschen waren sehr offen und sind direkt auf mich zugekommen, haben mich gefragt, woher ich denn komme und ob ich jetzt öfter hier bin. Meine Banknachbarin, Elaine, hat sich auch direkt verantwortlich für mich gefühlt. Sie half mir die Wilkommenskarte für „Frischlinge“ auszufüllen & nahm mich auch nach dem Gottesdienst noch mit zum Gemeindekaffee, wo sie mir auch den Pfarrer und andere Menschen vorstellte. Das schönste des Tages war aber wirklich, als sie mir sagte, dass die Kirche für dieses Jahr zu meiner neuen Familie werden könnte- da war ich echt glücklich.
Jetzt besuche ich auch noch 10 Wochen lang den sogenannten „Alpha-Course“, wo sich Interessierte einmal die Woche Abends zum Essen treffen und über wichtige Fragen des Lebens diskutieren: „Does God exist?“ … „Is there life after death?“ … „Why do bad things happen to good people?“ … “How do I connect with God?” … “How can I find a life with meaning and purpose?”
Gestern war ich das erste Mal dort, und bin ziemlich begeistert. Nach einem gemeinsamen Essen hat der Speaker einen etwa 20 minütigen Input gegeben (Es ging um Jesus Christus, das Brot der Welt. Kurz gesagt: Wir können so viel essen, wie wir wollen, trotzdem haben wir immer noch ein Loch in unserem Magen, welches nur mit Jesus gefüllt werden kann. Wir können alles im Leben besitzen, aber nur mit Jesus können wir Erfüllung erleben und glücklich sein.- War wirklich sehr gut, ich könnte hierzu einen eigenen Post schreiben. Die Metaphern- Wahnsinn!), danach diskutierten wir in kleineren Gruppen. Wobei ich erst mal nur zugehört habe, denn – obwohl ich zwar fast alles verstanden habe – fällt es mir doch etwas schwer sich auf so hohem Niveau zu unterhalten. Aber erstmal Respekt an mich, dass ich es verstanden habe- hätte ich gar nicht gedacht :D .
So, jetzt noch einmal ganz kurz zu meiner Mitgliedsschaft im Theater, denn leider warten noch etwa 10 Herrenhemden auf dem Bügeleisen auf mich. Nach dem mir der Theaterbesuch wirklich gefallen hat, habe ich eine membership beantragt, die ich am Montag nun unterschrieben habe. Ich weiß zwar noch nicht ganz genau, was jetzt so auf mich zukommt, aber ich freue mich, dass ich ab sofort im Theater tätig sein darf. Wahrscheinlich erst mal „nur“ Karten verkaufen oder an der Bar kellnern- aber trotzdem freue ich mich. Heute Abend ist ein Treffen, wo die Schauspieler das neue Stück vorlesen und anschließend den neuen Direktor wählen- da darf ich dabei sein, ich bin sehr gespannt.
Ich hoffe nun, dass die Geister der langen Texte erst einmal begnügt sind, denn mittlerweile ist es schon echt spät. Bis bald!
Also: Was ist denn in der letzten Zeit so alles passiert? Mhhh… gar nicht so einfach, ich weiß wirklich nicht, wo ich anfangen soll.
Das erste, was mir so direkt einfällt, ist, dass Leonie – auch Au Pair aus Deutschland – quasi direkt neben mir wohnt. Mit ihr verstehe ich mich richtig gut, und das ist einfach ziemlich toll, denn so können wir auch spontan hier etwas in unserer Stadt unternehmen. Wir waren zum Beispiel schon gemeinsam in der Bibliothek, oder in einem wirklich süßen Cafe ein Stück Kuchen essen. Mit ihr macht das entdecken der Stadt noch so viel mehr Spaß, denn über abgezäunte Kuhweiden laufen und Trampelpfade erkunden macht uns beiden nichts aus.
Eigentlich wollten wir beide auch einen Stepptanzkurs an unserem kleinen College belegen, aber leider mussten wir feststellen, dass dieser gestrichen wurde, da sich zu wenig Teilnehmer gemeldet hatten. Ein wenig enttäuscht liefen wir durch die Stadt zurück, als unser Blick auf das örtliche Theater fiel. Dieses Amateurtheater spielt etwa jeden zweiten Monat ein Stück für eine Woche, und zu unserem Glück lief gerade „I have been there before“ von J B Priestley. Ganz spontan entschieden wir uns also für einen Besuch in diesem, doch ziemlich englischen Theater, was im Nachhinein auch wirklich die richtige Entscheidung gewesen ist. Wir wurden freundlich begrüßt und natürlich sofort wieder gefragt, von wo wir denn her kämen (den deutschen Akzent müssen wir unbedingt noch ablegen). Als die Platzzuweiser festgestellt hatten, dass Deutschland unsere Heimat ist, mussten sie uns sofort mitteilen, dass eine der Hauptpersonen des Stückes – Dr. Görtler – ein Arzt aus Deutschland sei. Es war wirklich sehr amüsant zu sehen, wie Engländer versuchen mit deutschem Akzent zu sprechen, aber das können wir tatsächlich doch ein bisschen besser.
Ansonsten bin ich diese Woche das erste Mal ein wenig länger Auto gefahren, als bis nur zum Klavierunterricht. Ich weiß nicht, aber irgendwie ist das schon eine sehr hohe Kunst.
Ich sollte meine Kleine zur Bandprobe der Großen bringen, da dort der Vater auf sie wartete. Den Weg wusste ich nicht, meine Gasteltern hatten mir nur eine Karte ausgedruckt. Das kleine Problem war aber, dass man beim Autofahren zur Hauptverkehrszeit auf dreispurigen Straßen und linker Seite mit einem kleinen, quatschenden Beifahrer nicht sonderlich gut Karten lesen kann. Das Ergebnis war also, dass ich falsch abgebogen bi n (eigentlich ja nicht weiter schlimm), aber als Clara das feststellte, ist sie so stark in Tränen ausgebrochen, dass englischer Regen im Vergleich nur ein kurzer Schauer ist. Meine Güte. Aber mit Goolge-Maps haben wir schlussendlich doch noch den richtigen Weg gefunden, und für diese Woche kenne ich dann hoffentlich auch die richtige Richtung.
Ansonsten habe ich mittlerweile herausgefunden, wie ich den Kindern am Besten ein wenig Deutsch beibringe- das wollen nämlich die Eltern. Jeden Donnerstag (das ist der einzige freie Nachmittag der Kinder) gibt es für jeden eine halbe Stunde Fremdsprachenunterricht- ihr wisst gar nicht, wie schwer das ist. Momentan lernen wir nur Vokabeln, denn Strukturen und Grammatik kindgerecht zu erklären, kann ich leider nicht. Ich wüsste auch gar nicht, wo ich da anfangen soll. Aber immerhin können beide schon bis hundert zählen. Am Donnerstag ist außerdem immer Babysittingnight, das heißt, dass ich die Kinder ins Bett bringen darf. Das ist einzige Tag in der Woche, wo ich sie fünf Stunden hintereinander beschäftigen muss- das ist wirklich anstrengend, obwohl sie auch eigene Spielideen haben. Beide lesen sehr gerne und viel, aber natürlich auch nicht den ganzen Nachmittag. So waren wir dann noch auf dem Spielplatz, in der Bibliothek (übrigens mein Lieblingsplatz zum Lernen und Hausaufgaben machen) und haben angefangen Stofftaschen zu bemalen, was ihnen auch wirklich Spaß gemacht hat. Nur ich war danach ein bisschen angeschlagen, weil mir bewusst war, wie viel dieses ganze Stoffmalzeug gekostet hat, und wie schnell sie mit ihrer Kreativität doch am Ende waren- aber gut, das sollte ich wohl einfach akzeptieren.
Vom Wochenende brauche ich nicht viel zu berichten, denn obwohl ja dieser handfeste Text hier erwünscht war, gibt es doch auch ein kleines Video.
Am Sonntag war ich dann das erste Mal in der Kirche hier in Marple. Es war wirklich ein richtig gutes Gefühl wieder in den Gottesdienst gehen zu können, das hat mir echt gefehlt. Ich glaube, dass es eine eher freikirchlich angehauchte Gemeinde ist, denn daran hat mich der Gottesdienst zumindest erinnert. Die Menschen waren sehr offen und sind direkt auf mich zugekommen, haben mich gefragt, woher ich denn komme und ob ich jetzt öfter hier bin. Meine Banknachbarin, Elaine, hat sich auch direkt verantwortlich für mich gefühlt. Sie half mir die Wilkommenskarte für „Frischlinge“ auszufüllen & nahm mich auch nach dem Gottesdienst noch mit zum Gemeindekaffee, wo sie mir auch den Pfarrer und andere Menschen vorstellte. Das schönste des Tages war aber wirklich, als sie mir sagte, dass die Kirche für dieses Jahr zu meiner neuen Familie werden könnte- da war ich echt glücklich.
Jetzt besuche ich auch noch 10 Wochen lang den sogenannten „Alpha-Course“, wo sich Interessierte einmal die Woche Abends zum Essen treffen und über wichtige Fragen des Lebens diskutieren: „Does God exist?“ … „Is there life after death?“ … „Why do bad things happen to good people?“ … “How do I connect with God?” … “How can I find a life with meaning and purpose?”
Gestern war ich das erste Mal dort, und bin ziemlich begeistert. Nach einem gemeinsamen Essen hat der Speaker einen etwa 20 minütigen Input gegeben (Es ging um Jesus Christus, das Brot der Welt. Kurz gesagt: Wir können so viel essen, wie wir wollen, trotzdem haben wir immer noch ein Loch in unserem Magen, welches nur mit Jesus gefüllt werden kann. Wir können alles im Leben besitzen, aber nur mit Jesus können wir Erfüllung erleben und glücklich sein.- War wirklich sehr gut, ich könnte hierzu einen eigenen Post schreiben. Die Metaphern- Wahnsinn!), danach diskutierten wir in kleineren Gruppen. Wobei ich erst mal nur zugehört habe, denn – obwohl ich zwar fast alles verstanden habe – fällt es mir doch etwas schwer sich auf so hohem Niveau zu unterhalten. Aber erstmal Respekt an mich, dass ich es verstanden habe- hätte ich gar nicht gedacht :D .
So, jetzt noch einmal ganz kurz zu meiner Mitgliedsschaft im Theater, denn leider warten noch etwa 10 Herrenhemden auf dem Bügeleisen auf mich. Nach dem mir der Theaterbesuch wirklich gefallen hat, habe ich eine membership beantragt, die ich am Montag nun unterschrieben habe. Ich weiß zwar noch nicht ganz genau, was jetzt so auf mich zukommt, aber ich freue mich, dass ich ab sofort im Theater tätig sein darf. Wahrscheinlich erst mal „nur“ Karten verkaufen oder an der Bar kellnern- aber trotzdem freue ich mich. Heute Abend ist ein Treffen, wo die Schauspieler das neue Stück vorlesen und anschließend den neuen Direktor wählen- da darf ich dabei sein, ich bin sehr gespannt.
Ich hoffe nun, dass die Geister der langen Texte erst einmal begnügt sind, denn mittlerweile ist es schon echt spät. Bis bald!